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IGEB-Fachtagung

Der Präsident der IGEB Frank Ruepp begrüsste die zahlreich erschienenen Gäste zur zweiten Fachtagung des Verbands. Diese fand erneut in der Umwelt Arena in Spreitenbach statt. Carla Hirschburger, Geschäftsführerin der IGEB, stellte die Referenten vor. Es sprachen Experten zu Themen der Energie- und Klimapolitik und sie setzten dabei den Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung. Damit die Schweiz und ebenfalls die Schweizer energieintensive Industrie ihr Netto-Null-Ziel bis im Jahr 2050 erreicht, braucht es neue Technologien. Helfen hierzu Wasserstoff und Methanol? Die Kreislaufwirtschaft ist zudem ein wichtiger Punkt, wobei ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen die Umwelt schont und Treibhausgasemissionen reduziert. Ein multinationaler Konzern zeigte anhand eines Praxisbeispiels, wie sie Carbon Capture Use and Storage (CCUS) umsetzen und dabei Kohlenstoff abscheiden und speichern. Es folgte eine Podiumsdiskussion mit den Referenten unter Einbezug des Publikums.

Wir freuten uns, dass neben unseren Mitgliedern Mitarbeitende von weiteren energieintensiven Firmen, Energielieferanten, Beratungsfirmen, Behörden, Institutionen sowie von Verbänden am Anlass dabei waren. In der Pause und nach den Referaten beim Steh-Lunch fand ein angeregter Austausch unter den Energiefachleuten statt. Der Feedback zur IGEB-Fachtagung fiel positiv aus und die Gäste waren sich einig, dass diese regelmässig stattfinden sollte.

Die Referate

Roberto Zanetti, SP-Ständerat Kanton Solothurn

Roberto Zanetti ist seit 1990 in der Politik tätig, übte dabei vielfältige Ämter aus und ist seit 2010 für den Kanton Solothurn und die SP im Ständerat. Er sprach in seinem Keynote Vortrag darüber, wie sich die energieintensive Industrie in der Politik mehr Gehör verschaffen könne. Er sagte, dass eidgenössische Parlamentarier tendenziell überlastet seien und viele Zuschriften und Mails erhielten. Daher seien die klassischen Kommunikationswege wenig erfolgversprechend, da ein grosser Wettbewerb um Aufmerksamkeit herrsche. Hier hätten grosse und einflussreiche Interessenvertreter einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil. Roberto Zanetti rät den Teilnehmenden, eine parlamentarische Vertrauensperson aus dem eigenen Kanton zu bestimmen und zu ihr einen stetigen und intensiven Kontakt zu pflegen und sie mit den relevanten Informationen zu versorgen. Diese Vertrauensperson könne daraufhin faktenbasiert und authentisch die Anliegen der energieintensiven Unternehmen ins Parlament tragen und Überzeugungsarbeit leisten.

Daniela Decurtins, VSG

Daniela Decurtins sieht die Industrie vor grossen Herausforderungen, ihre Prozesse klimaneutral zu gestalten. Insbesondere bei Prozessen, die über 500 Grad benötigen, bestünde ein grosses Potenzial beim Wasserstoff. Allerdings würden sich viele Unternehmen angesichts der Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit und beim Preis schwer mit solchen Planungen tun, was verständlich sei. In der EU, insbesondere in Deutschland, bestehe indes ein klares Bekenntnis von staatlicher Seite zum Wasserstoff als wichtiger Pfeiler, um in der Industrie, bei der Stromproduktion im Winter, dem Schwerverkehr sowie der Spitzenlastabdeckung bei Wärmverbünden die Klimaziele zu erreichen. Deutschland sei aktuell daran, ein entsprechendes Netz bzw. die Umrüstung von bestehender Gasnetzinfrastruktur zu planen. Doch in der Schweiz fehle nach wie vor eine Wasserstoffstrategie, und die Schweiz drohe angesichts der Planungen in Europa den Anschluss zu verpassen. Deutschland organisiere bereits Importrouten aus dem Süden via Österreich, leider gehen diese an der Schweiz vorbei. Die Schweiz müsse sich bei allen Unsicherheiten zumindest die Option für einen Anschluss offenhalten und Wasserstoff in ihre strategischen Überlegungen zur sicheren und wirtschaftlichen Energieversorgung der Zukunft integrieren. Um voranzukommen, müssten Überlegungen zur Infrastruktur und Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff angestellt werden. Dazu bräuchte es eine Infrastrukturplanung und staatliche Sicherheiten müssten das Investitionsrisiko für Netzbetreiber abmildern.

Dr. Laurent Seyler, Holcim Ltd.

Dr. Laurent Seyler berichtete aus der Praxis und wie die Firma Holcim den Weg zu Netto-Null 2050 bestreitet. Holcim schaue dabei auf die ganze Wertschöpfungskette wie «Green Operations», «Circular Construction», «Building better with less» sowie «Making buildings sustainable in use». Sie setzten verschiedene Lösungen um, mit dem Ziel, den CO2-Fussabdruck zu reduzieren, sowie das verbleibende CO2 mit Technologien wie CCUS und ähnlichen abzufangen. Wichtig sei, dass bei allen CCUS-Projekten, einerseits lokale Gegebenheiten berücksichtigt werden müssten, andererseits auch die komplette Wertschöpfungskette abgedeckt sein müsse: vom Einfangen des CO2s, über den Transport bis hin zu einer sicheren unterirdischen Lagerung resp. einer industriellen Anwendung des gewonnenen CO2s. Um eine erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte zu gewährleisten, brauche es industrieübergreifende Partnerschaften. Des Weiteren brauche es die Unterstützung der Behörden, wenn es darum gehe, den Aufbau einer nationalen/internationalen Transportinfrastruktur sowie einer Infrastruktur für erneuerbare Energien aufzubauen. Ausserdem müssten Regulatorien und Genehmigungsverfahren definiert oder angepasst werden sowie öffentliche Förderungsprogramme geschaffen werden, welche solche Projekte unterstützten.

Simon Heller, Deloitte

Simon Heller informierte über die erste umfassende Studie Circularity Gap Report zur Kreislaufwirtschaft in der Schweiz, initiiert von Circular Economy Switzerland und Deloitte. Diese zeigt den hohen Materialverbrauch und die Treibhausgasemissionen auf, die in der Schweiz anfallen. Dem Bericht zufolge stammten nur 6.9 % der verwendeten Rohstoffe aus sekundären Quellen wie dem Recycling, was eine Zirkularitätslücke von über 93 % hinterlässt. Das bedeute, dass der überwiegende Teil der in der Schweizer Wirtschaft eingesetzten Materialien und Rohstoffe aus primären Quellen stammten. Diese würden meist im Ausland abgebaut, was dort zu erheblichen Umweltauswirkungen, Emissionen und Abfällen führe. Simon Heller erklärte, dass die Kreislaufwirtschaft als System definiert ist, in dem Abfälle minimiert, Produkte und Materialien so oft wie möglich wiederverwendet und Natur und Umwelt wiederhergestellt würden. Zu den gängigen Kreislaufstrategien gehörten unter anderem Wiederverwendung, Aufbereitung, Reparatur oder Recycling. Die Kreislaufwirtschaft sei für die Schweiz als Land und für die verarbeitende Industrie im Besonderen eine grosse Chance und Herausforderung gleichzeitig. Die Unterstützung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft könne dazu beitragen, eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Schweizer Wirtschaft zu schaffen.

Dr. Albrecht Tribukait, Silent-Power AG

Dr. Albrecht Tribukait berichtete über die Bedeutung der Entfossilisierung als Vorstufe zur Dekarbonisierung. Er sagte, dass Methanol als nicht fossile erneuerbare Energiequelle eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Energieträgern wie Erdgas, LNG und Diesel biete. Diese könne beispielsweise bei der Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt werden. Im Allgemeinen liesse sich durch den Einsatz von Methanol als Brennstoff oder Treibstoff die Verbrennung von fossilen Energieträgern und der damit einhergehende Ausstoss von Treibhausgasen wie CO2 signifikant reduzieren und toxische Emissionen von Kohlenmonoxid, Schwefeloxiden und Feinstaub sogar gänzlich vermeiden. Ein besonderer Vorteil von Methanol als Energieträger bestehe darin, dass es bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck in flüssiger Form vorliege und in herkömmlichen Behältern aus verschiedenen Materialien über beliebig lange Zeiträume hinweg verlustfrei gelagert werden könne. Auch aufgrund dieser Eigenschaft eigne sich Methanol hervorragend als Trägermedium für den Transport und die langfristige Speicherung von Wasserstoff und biete sogar Potenzial als CO2-Senke. Seine Firma leiste mit ihren Aktivitäten einen Beitrag zur Verwirklichung der Vision der Schweizer Energieforschung im Sinne der effizienten und emissionsneutralen Energieumwandlung, -bereitstellung und -speicherung.

Eindrücke der Fachtagung

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