An der zweiten Fachtagung der IGEB sprechen Experten zu Themen der Energie- und Klimapolitik und setzen dabei den Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung. Wie kann die Schweiz und insbesondere die Schweizer energieintensive Industrie ihr Netto-Null-Ziel bis im Jahr 2050 erreichen? Helfen hierzu Wasserstoff und Methanol? Die Kreislaufwirtschaft ist zudem ein wichtiger Punkt, wobei ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen die Umwelt schont und Treibhausgasemissionen reduziert. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie ein multinationaler Konzern Carbon Capture Use and Storage (CCUS) umsetzt und dabei Kohlenstoff abscheidet und speichert. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit den Referenten unter Einbezug des Publikums.
Diese Fachtagung richtet sich an energieintensive Firmen, an Behörden und Institutionen sowie an Verbände. Nach den Referaten stärken Sie sich mit einem Steh-Lunch und erhalten Gelegenheit, sich mit den Teilnehmenden auszutauschen. Falls noch Zeit vorhanden ist, nutzen Sie den Nachmittag für eine Besichtigung der Umwelt Arena Spreitenbach. Für unsere Mitglieder ist diese Tagung kostenlos, externe Teilnehmende bezahlen CHF 150 für den kompletten Anlass. Die Mitgliedfirmen unserer Verbandsmitglieder erhalten eine Reduktion und bezahlen pro teilnehmende Person CHF 100.
Möchten Sie sich an unsere Fachtagung anmelden? Wir freuen uns über Ihre Anmeldung und einen interessanten Austausch.
Freitag, 10. November 2023
8.30 Uhr bis ca. 14.00 Uhr
Für IGEB-Mitglieder kostenlos
Für Externe CHF 150
Für Mitgliedfirmen unserer Verbandsmitglieder CHF 100
ab 08.30h | Willkommenskaffee | |
09.00-09.10h | Begrüssung | F. Ruepp, Präsident IGEB |
09.10-09.20h | Agenda, Vorstellung der Referenten und Organisatorisches | C. Hirschburger, Geschäftsführerin IGEB |
09.20-09.40h | Keynote Ansprache «Wie kann sich die energieintensive Industrie in der Politik mehr Gehör verschaffen?» |
Roberto Zanetti SP-Ständerat Kanton Solothurn |
09.40-10.10 | «Dekarbonisierung der Industrie: Verpassen wir beim Wasserstoff den Anschluss?» | Daniela Decurtins Direktorin VSG |
10.10-10.40h | «Möglichkeiten von Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) in der energieintensiven Industrie» | Dr. Laurent Seyler Head of Process Innovation Holcim Ltd., Decarbonization |
10.40-11.00h | Kaffeepause | |
11.00-11.30h | «Wie trägt die Kreislaufwirtschaft der Industrie zu einer widerstandsfähigen und nachhaltigen Zukunft bei – Resultate des ersten Circularity Gap Reports Schweiz» | Simon Heller Direktor Deloitte |
11.30-12.00h | «Chancen und Grenzen des Einsatzes von Methanol und anderen erneuerbaren Energieträgern in der Industrie» | Dr. Albrecht Tribukait Group CEO Silent-Power AG |
12.00-12.40h | Podiumsdiskussion mit R. Zanetti, D. Decurtins, L. Seyler, S. Heller, A. Tribukait. Moderation durch den IGEB-Präsidenten F. Ruepp | F. Ruepp, Präsident IGEB |
12.40-12.50h | Verabschiedung | F. Ruepp, Präsident IGEB |
ab 13.00h | Networking-Stehlunch | |
im Anschluss | Freie Besichtigung der Umwelt Arena |
Die Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 «Netto Null» zu erreichen. Die Dekarbonisierung der Industrie ist dabei eine grosse Herausforderung. Daniela Decurtins sieht ein grosses Potenzial beim Wasserstoff. Doch in der Schweiz fehlt nach wie vor eine Wasserstoffstrategie, und die Schweiz droht angesichts der anderen Planungen in Europa den Anschluss zu verpassen. Was braucht es, dass der Wasserstoff auch in die Schweiz gelangt?
Für CO2-intensive Industrien ist CCUS ein unerlässlicher Bestandteil eines vielschichtigen Massnahmenkatalogs, um die vereinbarten Netto-Null-Ziele zu erreichen. Dabei handelt es sich bei CCUS-Projekten um komplexe Grossprojekte, welche eine industrieübergreifende Zusammenarbeit benötigen. Dr. Laurent Seyler zeigt am Beispiel von Holcim, wie ein multinationaler Konzern sich dieser Herausforderung stellt, welche Technologien zum Einsatz kommen und welcher Rahmenbedingungen, Infrastrukturen, Partnerschaften und Anreizen es bedarf, um solche Projekte zu realisieren.
Heute verbrauchen wir jedes Jahr über 175 Millionen Tonnen Material, um die Bedürfnisse und Wünsche der Schweizer Bevölkerung zu befriedigen. Simon Heller berichtet anhand des ersten Circularity Gap Report für die Schweiz, wie viel Prozent dieses Materials in Kreisläufen verkehrt. Er unterstreicht auch die Herausforderungen und hebt die Chancen hervor, die uns die Kreislaufwirtschaft bietet. Unternehmen, die die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft anwenden, können zu einer prosperierenden, widerstandsfähigen und nachhaltigen Wirtschaft beitragen.
Die Entfossilisierung ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Dekarbonisierung. Durch den Einsatz von Methanol als erneuerbarer Energieträger wird die Verbrennung von fossilen Brennstoffen stark reduziert. Methanol kann sofort in verfügbaren Strom und Wärme umgewandelt werden. Als beständige Flüssigkeit ist es zudem als Trägermedium für den Transport und die langfristige Speicherung von Wasserstoff vorzüglich geeignet. Dr. Albrecht Tribukait erklärt, wie Energie effizient und emissionsneutral umgewandelt, bereitgestellt, gespeichert und verwendet werden kann.
Roberto Zanetti ist seit 1990 in der Politik tätig und übte vielfältige Ämter aus: Gemeindepräsident, Kantonsrat, Nationalrat, Regierungsrat und seit 2010 ist er für den Kanton Solothurn und die SP im Ständerat. Er ist in diversen Kommissionen aktiv unter anderem in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Seine politische Karriere startete er als Gemeindepräsident des Stahldorfes Gerlafingen, welches er 10 Jahre präsidierte. 1996 stand die Stahlindustrie in Gerlafingen vor dem Aus. Als Gemeindepräsident war Roberto Zanetti an vorderster Front dabei, als die damalige Von Roll und heutige Stahl Gerlafingen geschlossen werden sollte. Mit viel Herzblut und Engagement rettete er das Stahlwerk. Diese Phase prägte ihn stark und noch heute fühlt er sich mit den stromintensiven Firmen verbunden. Als Nebenjob präsidiert Roberto Zanetti den Fischereiverband. Aus langjähriger Erfahrung und unterschiedlichen Sichtweisen weiss er, wie sich die energieintensive Industrie in der Politik mehr Gehör verschaffen kann.
Daniela Decurtins studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Politische Wissenschaften an der Universität Zürich und absolvierte den Executive Master of Business Administration an der HSG. Im Sommer 2012 übernahm sie als Direktorin die operative Führung beim Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG). Sie ist zudem Mitglied diverser Vorstände der Energiewirtschaft.
Von 1995 bis 2012 war sie beim Tages Anzeiger unter anderem als Ressortleiterin Wirtschaft tätig. Die letzten zehn Jahre war sie stellvertretende Chefredaktorin und dabei für Strategieprojekte zuständig, wie der regionalen Expansion und dem Aufbau des Redaktions- und Qualitätsmanagements. Sie ist Autorin verschiedener Buchpublikationen und moderiert Podien zu aktuellen wirtschaftlichen und politischen Fragen.
Der schweizerisch-luxemburgische Doppelbürger Dr. Laurent Seyler hat sowohl seinen Abschluss in Chemieingenieurwesen als auch seinen Doktortitel an der ETH Zürich erlangt. Er verfügt zudem über einen Nachdiplomabschluss in Business Management.
Dr. Laurent Seyler begann seine Karriere 1999 bei der Holderbank Management und Beratung AG. Nach einem Traineeprogramm in Mexiko war er als beratender Ingenieur für den Konzern tätig. Parallel dazu fungierte er als technischer Koordinator für die Region Zentralamerika und unterstützte den Regionsleiter sowie den laufenden Betrieb. In den letzten elf Jahren war er in verschiedenen Unternehmensfunktionen tätig und unterstützte mit seinen Teams Industriestandorte weltweit. In den Jahren 2014/15, vor der Fusion von Lafarge und Holcim, war er Teil des Merger Integration Workstreams für die Sparte Zementproduktion. Ende 2018 baute er die Abteilung New Technologies auf, mit dem Ziel, bei Holcim die «Fabriken von morgen» zu schaffen und fokussiert sich seit Ende 2021 innerhalb der zukunftsorientierten Ausrichtung der Zementwerke auf die Themen Dekarbonisierung und Prozessinnovation mit dem Ziel, Holcim’s Net Zero Pledge, die Kreislaufwirtschaft sowie weitere Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.
Simon Heller ist Director Sustainability Services bei Deloitte Schweiz. Er unterstützt Firmen in den Bereichen Nachhaltigkeitsstrategien, Netto-Null-Zielen, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lieferketten und Berichterstattung. Er ist seit 20 Jahren im Nachhaltigkeitsbereich tätig und leitete von 2013 bis 2021 das globale Umweltmanagement von UBS und verantwortete ebenfalls das Energiemanagement von UBS in der Schweiz.
Simon Heller ist Mitglied in der Energie- und Umweltkommission von Economiesuisse und in den Arbeitsgruppen zu Klima und Umweltpolitik tätig. .
Dr. Albrecht Tribukait ist in Mexiko geboren und aufgewachsen und hat sein Studium an der Göthe-Universität in Frankfurt abgeschlossen. Seit seiner Studienzeit beschäftigt er sich intensiv mit den Auswirkungen menschlicher Einwirkungen auf die Umwelt, einschliesslich des Klimas. In seiner Diplomarbeit untersuchte er bestimmte Abbaumechanismen des Ozons in der Stratosphäre auf ihre Dynamik. Kürzlich hat er einen innovativen Weg aufgezeigt, um Mikroalgen zur Erzeugung von bis zu 20.000 Tonnen reinen CO2 pro Jahr für die Methanolsynthese zu nutzen.
Dr. Albrecht Tribukait hat eine internationale Karriere aufgebaut und dabei Rollen mit zunehmender Verantwortung auf regionaler und globaler Ebene von Deutschland, Japan, China, Grossbritannien und der Schweiz aus ausgeübt. Im Oktober 2020 wurde er Mitbegründer von OptiChroniX, einem medizintechnischen Startup mit Sitz in Schönenbuch (BL), das sich der Bekämpfung der Demenz-Pandemie verschrieben hat. Ein Jahr später spielte er als COO eines weiteren Startups in Lausanne eine massgebliche Rolle bei der Lieferung des Proof of Concept für eine neuartige Technologie, die darauf abzielt, die Effizienz der Wasserelektrolyse zu steigern. Derzeit leitet er die Geschäfte als Group CEO der Silent-Power AG und des Tochterunternehmens Econimo-Drive AG.
Die erste IGEB-Fachtagung vom 30. November 2022 war ein Erfolg. Das Thema Umwelt und Energie wurde aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. Wind- und Solarenergie, neueste Kerntechnologien, Wasserkraft: Die Redner diskutierten, welche Energieträger bei der Dekarbonisierung am meisten helfen. Zudem analysierten sie, mit welchen Strom- und Gaspreisen nach einer Umstellung auf CO2-freie Energiequellen zu rechnen sei.