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Die Internationale Energie-Agentur IEA empfiehlt der Schweiz mehr Tempo beim Umbau des Energiesystems

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sieht die Energiepolitik der Schweiz auf guten aber zu langsamen Wegen, berichtet das BFE. Die IEA empfiehlt der Schweiz deshalb, den Umbau ihres Energiesystems rascher voranzutreiben. So soll der Bund in Zusammenarbeit mit den Kantonen die Bewilligungsverfahren für Energieinfrastrukturen beschleunigen. Möglichst rasch sollen auch die ab 2030 wirksamen klimapolitischen Massnahmen definiert werden, um das Netto-Null-Emissionsziel bis 2050 zu erreichen. Weiter regt die IEA an, Energieeffizienzmassnahmen in allen relevanten Politiken der Schweiz konsequent zu berücksichtigen. Die Integration in den europäischen Strommarkt mittels eines Stromabkommens würde laut IEA sowohl die Stromversorgungssicherheit der Schweiz als auch die der EU-Mitgliedstaaten stärken.

Der IEA Bericht zur schweizerischen Energiepolitik ist den Medien Montag 11. September 2023 in Bern von Mary Burce Warlick, stellvertretende Exekutivdirektorin der IEA, vorgestellt worden.

Die IEA begrüsst die als Reaktion auf die weltweite Energiekrise in der Schweiz rasch umgesetzten Massnahmen (insbesondere Wasserkraftreserve, Reservekraftwerke), die eine kurzfristige Wirkung haben. Sie befürwortet ebenso das im Parlament hängige Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien («Mantelerlass»; Revision Stromversorgungs- und Energiegesetz). Dieses enthält Massnahmen zur Erreichung von verbindlichen und langfristigen Energie- und Klimazielen und zur Stärkung der Winterstromversorgung.

Auch die vom Parlament verabschiedeten Solar- und Wind-Offensiven, die den raschen Zubau von alpinen Solarkraftwerken und im Bewilligungsverfahren weit fortgeschrittenen Windenergieanlagen zum Ziel haben, erhalten von der IEA gute Noten. Zudem hat der Bundesrat am 21. Juni 2023 eine Vorlage zur Beschleunigung der Bewilligungsverfahren ans Parlament überwiesen.

Abkommen mit der EU

Die IEA empfiehlt der Schweiz, ihre Vorschriften für den Elektrizitätsmarkt an die der EU anzugleichen und ein Stromabkommen abzuschliessen. Dieses würde für die Schweizer Verbraucherinnen und Verbraucher geringere Kosten für Systemdienstleistungen im Übertragungsnetz bringen und sowohl die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz als auch in den EU-Mitgliedstaaten stärken.

Die IEA stellt mit Verweis auf die Energiekrise fest, dass die Schweiz zur Sicherstellung ihrer Gasversorgung eine Regulierungsbehörde und eine koordinierende Netzgesellschaft brauche. Deren Aufgaben sollen im geplanten Gasversorgungsgesetz festgelegt werden. Weiter empfiehlt die IEA dem Bund, nationale Strategien für Wasserstoff, E-Fuels und andere erneuerbare Gasen zu erstellen und zu untersuchen, welche Rolle diese in den schwer zu dekarbonisierenden Sektoren spielen können. So vorbereitet könne die Schweiz zu einem späteren Zeitpunkt ein Abkommen über Gas und Wasserstoff mit der EU in Betracht ziehen.

Mehr Tempo bei der Umsetzung der energie- und klimapolitischen Massnahmen könnte die Schweiz laut IEA erreichen, wenn sie drei wichtige Engpässe mit geeigneten Massnahmen angeht. Diese Engpässe sieht die IEA erstens im Fachkräftemangel, beispielsweise für die Installation von Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Zweitens in den langsamen Bewilligungsverfahren für Anlagen zur Produktion von erneuerbaren Energien und für Stromnetze. Und drittens in Unterbrüchen der internationalen Lieferketten für Bauteile und Anlagen im Energiebereich.
Energieeffizienz und Gebäude

Die IEA regt an, in der Schweiz den Grundsatz «energy efficiency first» in allen relevanten Politiken konsequent zu berücksichtigen. Weiter sollen Bund und Kantone ihre Vorbildfunktion im Bereich der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien, beispielsweise durch die energetische Sanierung der Verwaltungsgebäude, konsequent wahrnehmen. Im Gebäudebereich begrüsst die IEA die 2023 veröffentlichte Wärmestrategie des Bundes, die erneuerbare Energieressourcen wie Bioenergie, Geothermie, Umgebungswärme sowie Abwärme aus industriellen Prozessen umfasst. Die IEA empfiehlt unter anderem, erneuerbare Lösungen für die Deckung von Spitzenlasten bei der Fernwärme zu nutzen und die Erkundung des Untergrunds zu verstärken, um diesen vermehrt für das Heizen und die Wärmespeicherung zu nutzen.

Know-how-Verlust in der Kernenergie

Im Bereich der Kernenergie warnt die IEA vor dem Verlust von Know-how, weil das Gebiet durch den schrittweisen Ausstieg der Schweiz für junge Fachkräfte wenig attraktiv sei. Dies könnte sich nachteilig auf den langfristigen Betrieb der bestehenden Kernkraftwerke und weitere Aktivitäten der Schweiz im nuklearen Bereich auswirken. Es brauche qualifizierte Arbeitskräfte für alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Kernenergie, beispielsweise für die Stilllegung, Abfallentsorgung und -lagerung. In Bezug auf das geologische Tiefenlager empfiehlt die IEA, die gute Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden fortzusetzen und weiter zu vertiefen.

Die IEA lobt das Programm “Swiss Energy research for the energy transition” (SWEET), das inter- und transdisziplinäre Forschungs- und Innovationsaktivitäten für die Energiestrategie 2050 und die langfristige Klimapolitik der Schweiz unterstützt. Die IEA empfiehlt, die Finanzierung von SWEET, die 2025 ausläuft, rasch sicherzustellen. Weiter regt die IEA an, die Koordination zwischen Hochschulen, Think Tanks und Forschungsinstituten über Forschungsprogramme, -projekte, und Forschungsdaten zu verbessern.

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